Die nervliche Situation gleicht während der Corona – Ausgangsbeschränkung in vielen Familien einem brodelnden Dampfkessel:
Die meisten Ventile zum Druckablassen sind derzeit nicht einsetzbar. Die räumliche Distanz durch Arbeit, Schule und Kitas fehlt, Freunde zum Toben und Spielen dürfen nicht getroffen werden und die zusätzliche Belastung durch Home-Office, Home-Schooling und paralleler Betreuung der Kleinen zerrt an den letzten Energiereserven.
Dazu kommen finanzielle Sorgen und Ängste über die gesundheitlichen Folgen einer Corona-Infektion.
Diese geballte Ladung an Stressfaktoren führt leider nicht selten dazu, dass die Reaktionen gegenüber Kindern heftiger und aggressiver ausfallen als in „normalen“ Alltags-Situationen. Kinderschutzverbände befürchten eine stark ansteigende Anzahl von häuslicher Gewalt in Corona-Zeiten, die zudem kaum jemanden auffällt, da kontrollierende Institutionen wie Schule oder Kitas wegfallen. Auch Familienhilfen sind nur in Ausnahmefällen vor Ort. Daher plädiert der Kinderschutzbund an Eltern, sich immer eines im Bewusstsein zu halten: „Niemals Gewalt!“
Hierzu erinnern wir an die Dankesrede von Astrid Lindgren, die sie 1978 anlässlich ihres Erhalts des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hielt. Darin appellierte sie dringend, auf Gewalt in der Erziehung zu verzichten.
Lindgren erzählt in ihrer Rede eine Geschichte, die sie von einer alten Dame gehört hat. Als die Dame noch eine junge Mutter gewesen war, hatte ihr Sohn etwas gemacht, dass ihrer Meinung nach eine harte Bestrafung erforderte. Sie bat den Jungen einen Stock zu holen und ihr diesen zu bringen. Der Junge brauchte lange dafür und kam weinend mit einem Stein zurück. Als er erklärte, dass er keinen Stock gefunden habe, sie aber auch mit dem Stein nach ihm werfen könne, erkannte die Mutter, was der Junge gefühlt haben musste. Er musste gedacht haben, sie wolle ihm nur weh tun und das konnte sie ja auch mit einem Stein. Sie weinte und umarmte das Kind. Später legte sie den Stein auf den Küchenschrank. Er sollte ihr als Warnung dienen niemals Gewalt zu verwenden.
Vielleicht sollte sich gerade in der jetzigen Zeit jeder und jede einen Stein auf das Küchenbord legen, oder in der Hosentasche tragen als Mahnung niemals Gewalt zu verwenden.
2009 erschien der auf Astrid Lindgrens Rede basierende Kurzfilm „Niemals Gewalt!“ von David Aufdembrinke, der in berührenden Bildern auf die Notwendigkeit des Gewaltverzichts aufmerksam macht.
Das Video können Sie sich ansehen unter www.niemals-gewalt.de
Doch welche Alternativen haben wir? Wie können weitere Wochen zu Hause mit Doppel – und Mehrfachbelastung gelingen, ohne dass dabei die Hand ausrutscht oder verletzende Worte fallen?
Wir haben einige Tipps für sie zusammengestellt:
Quellen:
Astrid Lindgren (1978): Astrid Lindgren: Ansprachen anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels) (Deutsch). Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Schmidt, Nicola: Erziehen ohne Schimpfen. Alltagsstrategien für eine artgerechte Erziehung. Gräfe und Unzer Verlag, 2019.
Claudia Wittke-Gaida: https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/corona-homeoffice-kind-100.html
„Wikihow“: https://de.wikihow.com/Wutausbrüche-vermeiden
BR24. Corona-Krise: Sorge vor zunehmender Gewalt gegen Kinder: https://www.br.de/nachrichten/bayern/corona-krise-sorge-vor-zunehmender-gewalt-gegen-kinder,RuMoiSl